4.7. Schlussbetrachtung

Die jährlichen Saisonalitäten an den Aktienmärkten stellen die zuverlässigsten zyklischen Bewegungen dar. Sie basieren auf fundierten Zusammenhängen, deren periodischer Verlauf allgemein bekannt ist. Diese Faktoren sind eng mit den Finanzmärkten verbunden und können demzufolge Kursschwankungen beeinflussen. Der Wahlzyklus wird durch einige Zusammenhänge erklärt, die allerdings nicht eindeutig nachweisbar sind. Es handelt sich dabei eher um Vermutungen. Somit ist dieser Zyklus nicht so stabil zu bewerten, wie der Jahreszyklus. Das schwächste Instrument stellt der Jahrzehntzyklus dar. Für seinen Verlauf existiert keine nachvollziehbare Begründung. Demzufolge ist sein Nutzen sehr gering.

Aus den Beobachtungen der dargestellten Zyklen lässt sich eine wichtige Erkenntnis für deren Beurteilung ableiten. Um die Wahrscheinlichkeit eines zufälligen Verlaufs weitgehend auszuschließen, muss neben einem umfangreichen statistischen Datenmaterials auch eine fundierte Begründung für die Ursache des Zyklus vorliegen.[256] Die Stabilität eines Börsenzyklus steigt dementsprechend mit der Länge des Erhebungszeitraums. Diese Überlegung führt allerdings zu einem Dilemma. Je länger die betrachteten Jahre zurückliegen umso geringer ist ihre Aktualität. Aufgrund der Veränderungen in den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen kommt es zu Verschiebungen der zyklischen Muster. Es können somit veraltete Muster in die Berechnung eines Zyklus eingehen, die in der Gegenwart von geringer Bedeutung sind. Dies hat zur Folge, dass Zyklen mit einem kleineren Erhebungszeitraum eine höhere Zuverlässigkeit aufweisen können als Wellen die auf langfristigen Beobachtungen basieren.[257]

Für die Anwendung von Börsenzyklen in der Praxis gibt es zwei verschiedene Möglichkeiten. Eine Variante besteht in der Verwendung als Filter. Dies bedeutet, auf Transaktionen am Aktienmarkt zu verzichten, die gegen die zyklische Tendenz gerichtet sind. Eine weitere Möglichkeit stellt das Timing dar. Es dient dazu den Zeitpunkt für den Ein- oder Ausstieg in Wertpapiere zu optimieren, indem eine Orientierung an zyklischen Mustern erfolgt. Diese beiden Formen ermöglichen die Implementierung von Börsenzyklen als zusätzlichen Entscheidungsfaktor in ein bereits vorhandenes Prognosemodell.[258]




256Vgl. Speck, D. (2005), S. 14.
257Vgl. Aschoff, H. (2006), S. 503.
258Vgl. Speck, D. (2005), S. 16.