4.1. Einleitung

Die anhaltende Bewegung der Kurse in eine Richtung wurde als Trend definiert. Bei der Aufeinanderfolge von Aufwärtstrends und Abwärtstrends können für viele Kursverläufe markante Muster identifiziert werden, die sich häufig wiederholen und somit einen periodischen bzw. zyklischen Verlauf bilden. Diese Zyklen überlagern die bisher bekannten Trends, so dass sich die gleich bleibenden Verläufe in ganz bestimmten Zeiträumen entwickeln.[208]

Dieses Kapitel geht der Frage nach, ob sich bestimmte Börsenphasen rein zufällig wiederholen oder ob sie zyklischen Verlaufsmustern folgen. Derart saisonale Kursverläufe sind häufig in den Rohstoffmärkten zu finden, wo sie besonders deutlich ausgeprägt sind. Als Ursache dieser Schwankungen ist die Abhängigkeit einiger Rohstoffe von den äußeren klimatischen Verhältnissen anzusehen. So wird beispielsweise der Zeitpunkt der Weizenernte und die Höhe des Heizölbedarfs durch die Temperatur beeinflusst. Demzufolge übertragen sich die jährlichen Temperaturschwankungen auf die Preisentwicklungen dieser Güter, weshalb die Kurse jährlich einen gleichartigen Verlauf annehmen.[209]

Die Börsenweisheit “Sell in May and go away and come back on St. Leger's Day” lässt vermuten, dass auch an den Finanzmärkten zeitliche Muster existieren. Demnach sollte der Anleger seine Aktien im Mai verkaufen und erst nach dem zweiten Samstag im September wieder in neue Werte investieren.[210] Die Untersuchungen historischer Kursentwicklungen unterstützen diese Strategie. Sie zeigen, dass die Performance in den Sommermonaten, besonders im August und September regelmäßig schwächer ausfallen, als in anderen Jahreszeiten.[211]

In den folgenden Abschnitten werden die bekanntesten Börsenzyklen und ihre Charakteristik vorgestellt. Neben dem Jahreszyklus und dem Jahrzehntzyklus werden auch die regelmäßigen 4-Jahres-Muster im Zusammenhang mit dem Wahlzyklus erläutert. Dabei werden die historischen Verläufe getrennt für den DAX und den Dow Jones analysiert. Eine höhere Bedeutung wird den Dow-Jones-Zyklen beigemessen, da sie auf einem wesentlich umfangreicheren Datenmaterial basieren. Dementsprechend weisen diese Zyklen eine höhere Zuverlässigkeit auf.[212] Die Analyse der einzelnen Zyklen umfasst eine Beschreibung des typischen Verlaufs und die Erklärung möglicher Ursachen für diese wiederkehrenden Bewegungen.




208Vgl. Müller, T. (2006), S. 20.
209Vgl. Faz.net (2007): Börsenzyklen.
210Vgl. Hirsekorn, A. (2006), S. 26, St. Leger's Day bezieht sich auf ein Pferderennen, welches immer am zweiten Samstag im September in England stattfindet.
211Vgl. Deutsche Börse (2007), DAXplus Seasonal Strategy-Indexbroschüre.
212Vgl. Müller, T. (2006), S. 25.